IT Recruiting – Herausforderungen in der digitalen Welt

Kaum eine andere Branche bekommt den Fachkräftemangel derzeit so unmittelbar zu spüren, wie die IT-Welt. Unternehmen liefern sich einen „war for talents“ um die besten Absolventen in die eigenen Reihen zu locken. Angesichts des Wandels, den die Suche nach passenden Fachkräften in den vergangenen Jahren durchlief, lohnt sich ein genauer Blick auf die Herausforderungen, denen Unternehmen aktuell zu begegnen haben. Unser neuer Standort, den wir im Blog-Artikel https://blog.neozo.de/impressionen-von-unserem-neuen-standort/ beschrieben haben – ist eine unserer Antworten auf diese Fragestellung.

Erschreckende aktuelle Zahlen

Lange Zeit fehlte es an Zahlen, welche die Probleme klar belegten, die von führenden Unternehmen bereits seit einiger Zeit in die Öffentlichkeit getragen werden. Die Veröffentlichung des Stack Overflow IT-Recruiter Reports 2017 machte schließlich die Misere der IT-Branche deutlich. Lediglich sechs Prozent der befragten Unternehmen konnten angeben, ausreichend qualifiziertes Fachpersonal für ihre offenen Stellen gefunden zu haben. Rund 53 Prozent der Firmen wünschten sich ganz offen mehr Bewerber für ihre Stellenausschreibungen und blickten dabei mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft. Akute Probleme offenbarten sich bei 41 Prozent der Arbeitgeber, die überhaupt nicht mehr dazu in der Lage waren, offene Positionen zu besetzen.

Für Recruiter stellen diese Zahlen die Problematik klar unter Beweis, denen sie sich in ihrer Arbeit derzeit ausgesetzt sehen. Die Mittel der Vergangenheit reichen meist nicht mehr aus, um ausreichend Bewerber für die eigenen Projekte gewinnen zu können. Selbst attraktive städtische Umfelder und die in der Branche steigende Vergütung sind als Argumente oft nicht genügend.

Active Sourcing und Personalmarketing

Viele Firmen haben bereits auf personeller Ebene die ersten Konsequenzen aus der aktuellen Situation gezogen. Spezielle IT-Recruiter, die sich gänzlich auf die Suche nach Entwicklern spezialisieren, sind den Teams seither zugehörig. Die verschiedenen Wege der Personalsuche unterscheiden sich dabei hinsichtlich des spezifischen Vorgehens. Der eher passive Inbound-Ansatz wird immer häufiger zugunsten der aktiven direkten Ansprache (Outbound) in den Hintergrund gedrängt.

Die Mehrheit der HR-Teams gab an, durch active Sourcing zu besseren Ergebnissen gelangen zu können. Das Erreichen besserqualifizierter Kandidaten scheint dabei den höheren Aufwand zu rechtfertigen, welcher mit dieser Herangehensweise in Verbindung steht. Letztlich sind es große Unternehmen, welche einen individuellen Nutzen aus diesem Ansatz ziehen können. Denn ihnen stehen die finanziellen Ressourcen zur Verfügung, die letztlich notwendig sind, um die aktive und spezialisierte Personalsuche in die Tat umsetzen zu können.

Steigender Bedarf in den nächsten Jahren

Bereits seit Jahren existiert eine Netto-Lücke in der IT, welche in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert wurde. Doch seit dem Jahr 2014 gehen offizielle Statistiken von einer Verdreifachung des Mangels aus. Verantwortlich zeigt sich einerseits die starke konjunkturelle Entwicklung, die stimulierend auf die Unternehmen der Branche einwirkte und ihnen neue Möglichkeiten des Wachstums eröffnete. Oft können diese jedoch nicht ausgeschöpft werden, da die dafür notwendigen personellen Kapazitäten nur noch schwerlich aufgebaut werden können.

Auf der anderen Seite ist es das Zeitalter der Digitalisierung, welches den Aufgabenbereich schrittweise wachsen lässt. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen entscheiden sich vermehrt dazu, den nächsten Schritt in die digitale Welt zu machen, um für eine weitere Generation konkurrenzfähig zu bleiben und den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. So sind etwa ERP-Systeme kein exklusives Gut großer Konzerne mehr, sondern in reduzierter Form schon längst in der Welt der KMUs zu finden. Gleichsam müssen neue Webseiten erstellt, gewartet und gepflegt werden. Mit diesen Impulsen steigt gerade in der Zeit der Digitalisierung der Bedarf nach neuen Unterstützern, mit denen das rapide jährliche Wachstum bewältigt werden kann.

Die Sicht der Experten, wie Bitkom-Präsident Achim Berg, ist schon längst durch die personellen Einschränkungen getrübt. Die aktuelle Fachkräftesituation wird als mit Abstand größtes Hindernis für die Geschäftsentwicklung betrachtet. Im Bereich der Software werden zukünftig besonders spezialisierte Bewerber gesucht werden, die etwa mit der Digitalisierung der Banken, der Data Science, der IOT Software oder dem 3D-Druck besonders gut vertraut sind. Ein aktives Recruiting wird schon längst als wichtige Voraussetzung angesehen, um diesen Ansprüchen noch gerecht werden zu können.

Zusammenkunft auf Entwicklungsveranstaltungen

Eine weitere Möglichkeit betrifft die großen Konferenzen der Branche, die in regelmäßigen Abständen abgehalten werden. So kommen etwa zur W-Jax in München stets die wichtigsten Vertreter der großen Unternehmen zusammen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht dabei wie so oft das Werben um den Nachwuchs. Neben den Vorträgen und Workshops steht längst das Networking im Mittelpunkt, wobei einige Unternehmen nicht davor zurückscheuen, Abwerbungsversuche in die Wege zu leiten.

Wie wichtig die Veranstaltungen für das Recruiting in der Zeit von Fachkräftemangel und Co. sind, zeigt sich bei einem Blick auf die Ticketpreise. Diese schnellten in den letzten Jahren regelrecht in die Höhe und wurden dadurch zu einem Sinnbild für den verzweifelten Kampf um qualifizierte Fachkräfte.

Eine wachsende Zahl an Unternehmen ergreift dieser Tage die Gelegenheit, um sich auf prominenten Messen mit sorgfältig produzierten Image-Filmen in Szene zu setzen und geschulte Speaker auf die Bühne zu schicken. Der Aufwand, der in diese Inszenierung der öffentlichen Auftritte einfließt, wuchs in den letzten Jahren kontinuierlich. Immer häufiger stellt sich dabei die Frage, wo die Grenze der authentischen Repräsentation verläuft, die dabei gleichsam eingehalten werden sollte.

Die Chance der sozialen Medien

Auch die sozialen Netzwerke werden inzwischen als Chance betrachtet, potenzielle Fachkräfte kostengünstig und zielgerichtet zu adressieren, um nicht mehr nur auf klassischen Webseiten zu agieren. Doch wie im Bereich der Jobbörsen steigt die Zahl der Wettbewerber von Jahr zu Jahr. Das Social Media Recruiting wurde in der Branche längst zu geflügelten Begriff, wodurch die Bemühungen auf Facebook, Instagram und Co. besonders zielgerichtet sein müssen, um in diesen Tagen noch Erfolge zu erzielen. Eine genaue Analyse der Zielgruppe, die anhand der vielen gesammelten Daten möglich ist, zählt zu den großen Vorteilen dieses Vorgehens. Personalmarketer sind meist dazu in der Lage, die folgenden Aufgaben für ihre Klienten zu übernehmen:

  • Zielgruppengenaue Ansprache
  • Entwicklung einer eigenen Strategie
  • Aufbau des Social Media Kanals
  • Active Sourcing
  • Einbindung bereits bestehender Stellenanzeigen

Während der Kontakt zu einem Entwickler leichter und kostengünstig hergestellt werden kann, blickt das Social Media Recruiting auf eine andere Herausforderung. Im Gegensatz zu ausgewiesenen Jobbörsen müssen die Bewerber in der Regel erst von einem Jobwechsel überzeugt werden. Während die bekannten Jobportale über Nutzer verfügen, bei denen von einem grundlegenden Interesse an einer neuen Aufgabe ausgegangen werden kann, ist dies in den sozialen Netzwerken nicht der Fall.

Eine gewisse Reichweite, die nur durch erste Follower und Unterstützer erreicht werden kann, lässt sich Social Media Marketing zudem nur schrittweise aufbauen. Binnen weniger Wochen ist es meist nicht möglich, das gewünschte Endergebnis anzustreben. Entwickler sind daher gut damit beraten, hier von einer langfristigen Investition auszugehen, deren Früchte erst später geerntet werden können.

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Die wichtigsten Quellen:
[1] https://resources.entelo.com/confirmation-2018-annual-recruiting-trends-report-r398wfncdo?submissionGuid=f6ed75c1-e5d7-4df0-8ca4-80a2b25c60c6
[2] https://www.haufe.de/personal/hr-management/it-recruiting-die-schwierige-suche-nach-entwicklern_80_422752.html
[3] https://www.handelsblatt.com/technik/vernetzt/fachkraefte-rekordluecke-bei-it-spezialisten-belastet-deutsche-wirtschaft/24362508.html?ticket=ST-3114215-tq6OQ49thC3N7e2noJYK-ap4

Sabrina van den Bogaard

Sabrina van den Bogaard ist als HR Spezialistin und Qualitätsmanagerin bei der NEOZO tätig. Sie beschäftigt sich überwiegend mit dem Recruiting und der Entwicklung von Digitial Natives.

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